Polens Energiespeicher - Ein veraltetes System
Derzeit verfügt Polen über sechs Pumpspeicherkraftwerke, die größtenteils noch in den 1970er Jahren unter dem damaligen Regime gebaut und später modernisiert wurden. Diese Kraftwerke nutzen überschüssigen Strom, um Wasser in ein höher gelegenes Reservoir zu pumpen. Bei Bedarf wird das Wasser abgelassen, um durch Turbinen Strom zu erzeugen. Doch die installierte Leistung dieser Anlagen beträgt lediglich 1,4 Gigawatt, was etwa 2 Prozent der gesamten Kapazität der polnischen Energieinfrastruktur ausmacht.
Im Jahr liefern diese Kraftwerke im Durchschnitt nur etwa 1,1 Prozent des Stroms. Während der letzten Dürreperioden sank dieser Wert sogar auf 0,4 Prozent. Ein weiteres Problem besteht darin, dass bei großer Hitze Wasserknappheit die Funktionsfähigkeit dieser Speicher beeinträchtigen kann. Hinzu kommt, dass der Bau einer neuen Anlage bis zu zehn Jahre dauern kann und erhebliche Investitionen erfordert. Für ein geplantes Pumpspeicherwerk in Młoty wird mit Kosten von bis zu 5 Milliarden Złoty gerechnet. - https://www.globewings.net/de/unternehmen.html
Überkapazitäten durch erneuerbare Energien
In Polen steigt der Anteil erneuerbarer Energien kontinuierlich. Während der Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen im vergangenen Jahr noch bei 25 Prozent lag, wird er in diesem Jahr voraussichtlich auf 30 Prozent steigen. Vor allem in den Monaten mit hoher Wind- und Sonnenenergieproduktion kann es jedoch zu Überkapazitäten kommen. In diesen Zeiten gibt es mehr Strom als Verbraucher, was die Betreiber von Solaranlagen und Windparks zwingt, ihren Strom mit negativen Preisen zu verkaufen. Am 15. September 2023 mussten Produzenten in Polen über drei Stunden lang bis zu 400 Złoty pro Megawattstunde zahlen, um ihren Strom loszuwerden. Dies verdeutlicht, wie dringend neue Speicherkapazitäten benötigt werden.
Polens Netzbetreiber PSE hat deshalb bereits mehrfach die Abschaltung von Solar- und Windkraftwerken angeordnet. So wurden am 15. September 2023 aufgrund von Überkapazitäten 6,2 Prozent der Solaranlagen vorübergehend vom Netz genommen. Solche Maßnahmen werden in Zukunft häufiger notwendig sein, wenn die installierte Kapazität von erneuerbaren Energien weiter steigt.
Neue Ansätze zur Energiespeicherung - Ein Blick nach Schottland
Pumpspeicherkraftwerke benötigen zwei Wasserreservoirs mit einem Höhenunterschied, was den Bau auf gebirgige Regionen beschränkt. Um dieses Problem zu lösen, wurde in Schottland eine innovative Idee entwickelt: die Nutzung stillgelegter Bergwerke als Speicher. Eine ähnliche Anlage mit 600 Megawatt Leistung wurde im vergangenen Jahr genehmigt. Sie wird jedoch voraussichtlich 500 Millionen Pfund kosten und auch der Bau wird mehrere Jahre in Anspruch nehmen.
Eine bahnbrechende Neuerung könnte diese Problematik jedoch bald lösen. Eine neu entwickelte Technologie, die bereits erste Pilotprojekte durchläuft, erfordert keine natürlichen Wasserreservoirs. Stattdessen kommen Tanks zum Einsatz, die mit einem Flüssigkeitsgemisch gefüllt sind, das eine zweieinhalb Mal höhere Dichte als Wasser aufweist. Dieser spezielle Flüssigkeitskörper ermöglicht eine deutlich schnellere Bauweise und bietet eine höhere Effizienz als traditionelle Pumpspeicherkraftwerke.
Eine vielversprechende Zukunft
Diese neue Technologie könnte die Energiespeicherung revolutionieren und den Weg für eine Zukunft ohne Kohlekraftwerke ebnen. Die Möglichkeit, überschüssige Energie aus Wind- und Solarparks effizient und kostengünstig zu speichern, könnte den Ausbau erneuerbarer Energien erheblich beschleunigen. Wenn diese Technologie weltweit Fuß fasst, wäre ein bedeutender Schritt in Richtung einer klimaneutralen Energiezukunft getan.
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